In der europäischen Architektur gibt es verschiedene Baustile, die sich im Laufe der Jahrhunderte langsam verändert haben.
Im Gegensatz zu anderen Stilen, wie z.B. der Mode oder dem Möbeldesign, ändern sich Baustile im Laufe der Jahrhunderte viel langsamer.
Dennoch kann der Baustil eines Gebäudes Aufschluss über seine Entstehungszeit geben.
Chronologie europäischer Baustile
- Romanik – Ende des 10. bis 12. Jahrhundert
- Gotik – 12. bis 16.
- Renaissance – Anfang 15. Jahrhundert bis Anfang 16.
- Barock – Ende des 16. Jahrhunderts in Italien und später in Deutschland und im kolonialen Südamerika bis ins 18.
- Rokoko – 18. Jahrhundert
- Neoklassizismus – von 1750 bis 1830 – 18. und frühes 19.
- Historismus – 19. und Anfang 20. Jahrhundert
- Jugendstil – von 1890 bis 1910
- Moderne – 1930er bis Anfang der 1960er Jahre
Jeder Stil hat seine eigenen Merkmale, an denen er leicht zu erkennen und von anderen Baustilen zu unterscheiden ist.
Gleichzeitig gibt es natürlich auch Überschneidungen, wenn es um bestimmte Elemente der historischen Baustile geht.
Je nach Region waren die jeweiligen Stile zu unterschiedlichen Zeiten vorherrschend.
Baustile und Merkmale
Arquitetura Românica02:41
Arquitetura Gótica25:49
Arquitetura Renascimento25:49
Arquitetura Barroca08:04
Arquitetura Rococó25:49
Arquitetura Neoclássica25:49
Hier ein kurzer Überblick über die Epochen und ihre architektonischen Merkmale.
1. Romanische Architektur
Die Romanik in Deutschland beginnt im frühen Mittelalter und lässt sich grob in drei Epochen unterteilen:
- Frühromanik: von 900 bis 1070
- Hochromanik: von 1070 bis 1170
- Spätromanik: 1170 bis 1240
Der romanische Baustil ist heute noch in Kirchen, Klöstern und Schlössern zu finden.
Gebäude, die diesem Baustil zugeordnet werden können, sind oft massiv und dunkel.
Obwohl die Fassaden eher schlicht sind, sind die Bereiche über den Fenstern und Türen kunstvoll gestaltet.
Über diesen Öffnungen im Mauerwerk befinden sich meist Rundbögen. Außerdem gibt es manchmal so genannte Fensterrosen und zahlreiche Verzierungen wie Figuren oder Gesichter.
Die romanische Architektur zeichnet sich durch massive Gebäude mit rundbogigen Fenstern und Öffnungen aus.
Sakrale Bauten wie Kirchen, Klöster und Burgen wurden im romanischen Baustil errichtet.
Charakteristisch für diesen Baustil sind dicke Mauern und kleine Fenster. Die massiven, dunklen Gebäude haben meist schlichte Fassaden.
Für Fenster, Türen und Maueröffnungen werden Rundbögen verwendet.
Der Rundbogenfries, ein dekoratives Element aus Rundbögen, wurde zur Gestaltung von Wandflächen und Fassaden verwendet.
Darüber hinaus finden sich in Bauten der Romantik kunstvolle Wand- und Bodenmosaike mit geometrischen Mustern aus Marmor.
2. Gotische Architektur
Die Gotik folgte auf die Romanik und wurde im 16. Jahrhundert von der Renaissance abgelöst.
Gotische Bauten zeichnen sich im Allgemeinen durch folgende Merkmale aus
- meist hohe Gebäude
- filigrane Arbeiten
- Spitzbögen
- Tracings
- äußere Verstärkungen
- offen gestaltete Außenwände
- fein gerahmte Farbglasfenster
- Fensterrosen
- Wasserspeier
Die Skelettbauweise mit Kreuzrippengewölben prägt die Innenräume und ermöglicht die Öffnung der Wände.
Ein ausgeklügeltes System von Strebepfeilern ermöglicht den Bau hoher Kathedralen.
3 Die Architektur der Renaissance
Auf die Gotik folgte die Renaissance, die zugleich den Beginn der Neuzeit markiert. Sie begann im ersten Drittel des 15. Jahrhunderts und endete Mitte des 16.
Der Begriff Renaissance stammt aus dem Französischen und bedeutet Wiedergeburt.
Allgemeine Merkmale:
- Vernunft
- Menschenwürde
- wissenschaftliche Strenge
- Humanistisches Ideal
- Wiederaufnahme der griechisch-römischen Kunst
- In der Renaissance-Architektur beruht die Nutzung des Raumes durch das Gebäude auf mathematischen Beziehungen (Geometrie, Perspektive).
Neben der Wiederbelebung der antiken griechisch-römischen Kultur brachte diese Epoche zahlreiche Fortschritte und Errungenschaften in den Künsten, der Literatur und den Wissenschaften, die das klassische Erbe übertrafen.
Das Ideal des Humanismus mit der Aufwertung des Menschen und der Natur gegenüber dem Göttlichen und Übernatürlichen durchdrang die Kultur des Mittelalters.
In dieser Epoche waren die antiken Bauten das Vorbild für die Architektur. Vor allem Elemente der römischen Architektur wurden kopiert.
Die Architekten dieser Zeit legten großen Wert auf Symmetrie und strenge Proportionen.
Die verwendeten Elemente basierten oft auf geometrischen Formen.
In dieser Zeit wurden sakrale Orte umgestaltet. So wurden beispielsweise Kirchen als Versammlungsorte genutzt. Außerdem wurden die Gebäude oft mit hellem Marmor verkleidet.
4. Barocke Architektur
Die Barockkunst hat ihren Ursprung in Italien (17. Jh.), verbreitete sich aber schnell in anderen europäischen Ländern und auch auf dem amerikanischen Kontinent, wo sie von den portugiesischen und spanischen Kolonisatoren eingeführt wurde.
Die Barockarchitektur des 17. und 18. Jahrhunderts wurde von der katholischen Kirche gefördert, die in reiche und prächtige Bauwerke investierte, um die an den Protestantismus verlorenen Gläubigen zurückzugewinnen.
Der Barock sollte die katholische Souveränität bekräftigen, und die Kunst dieser Epoche war von der Verherrlichung Gottes und der Kirche geprägt.
Merkmale der barocken Architektur
- starke Präsenz ovaler Räume und Formen, die die Idee der Zentralisierung vermitteln
- Verwendung des griechischen Kreuzes als Symbol des Christentums
- konvexe oder konkave Fassaden, die die Idee der Bewegung verstärken
- Verwendung von schrägen Säulen und Bögen
- sehr reiche Dekorationselemente und viel Vergoldung
- Putz- oder Stuckeffekte
- Eindruck von Unendlichkeit und Erhabenheit
- Wand- und Deckenmalereien
- Einsatz von Licht, um ein Gefühl des Mysteriums zu erzeugen
- Verherrlichung Gottes und Christi als Hauptpersonen
- starke Kontraste in Licht, Farbe und Form
- viele aufwendige Malereien.
Für kurze Zeit wurde der Barock vom Rokoko überholt, das dann von der neoklassizistischen Architektur abgelöst wurde.
Siehe auch Geschichte der Barockarchitektur in Nordostbrasilien und Minas Gerais
5. Rokoko-Architektur
Das Rokoko (1700-1790), oft auch als Spätbarock bezeichnet, ist ein sehr ornamentaler und theatralischer Baustil.
Während die Barockarchitektur in Rom entstand, um religiöse Mysterien auszudrücken, entwickelte sich das Rokoko in Paris als weltlicher Stil.
Kunst und Dekoration des Rokoko verbinden Symmetrie, zarte, helle Farben, weite Rundungen, Vergoldungen, skulpturale Zierleisten und Trompe-l’œil-Fresken zu einer Illusion von Dramatik und Bewegung.
Das Rokoko ist vor allem ein Stil für die Innenausstattung von Wohnungen.
Die Merkmale der Rokoko-Architektur vermitteln ein Gefühl von dramatischer Emotion, Energie und Aktion.
Merkmale der Rokoko-Architektur:
- reiche Texturen/Oberflächen
- helle Farbpalette
- asymmetrische Räume
- gekrümmte/gequetschte Formen – insbesondere Kuppeln
- verdrehte Elemente
- unregelmäßige oder komplizierte Formen
- konkave und konvexe Flächen zur Nachahmung von Wellenbewegungen
- große Treppenhäuser
- übertriebener Prunk
- Verwendung des Ovals, sowohl im Grundriss als auch in der Ornamentik.
- Trompe-l’oeil in Innenräumen – technisch-künstlerisches Mittel zur Erzeugung einer optischen Täuschung.
- Gruppen von Säulen und Nischen
- luxuriöse und dramatische Decken- und Wandmalereien.
- Bilder, die optische Täuschungen erzeugen.
- Das Rokoko-Ornament ist von natürlichen Formen abgeleitet – Muscheln, Blumen, aber auch Algen, insbesondere wenn es sich um Doppel-S-Kurven handelt.
6. Neoklassizistische Architektur
Neoklassizistische Architektur, die Erneuerung der klassizistischen Architektur im 18. und frühen 19.
Merkmale der klassizistischen Architektur:
- Säulenreihen
- großer Maßstab
- rechteckiger oder quadratischer Grundriss
- wenig Ornamentik
- Säulenhallen, Friese und andere Elemente der griechischen und römischen Architektur
- je nach Stil gewölbte, flache und giebelständige Dächer
- Die Architektur orientierte sich wieder stärker an der Antike.
Anders als in der Renaissance orientierte sie sich aber vor allem an den Vorbildern der griechischen Antike.
Vor allem Säulen wurden in den klassizistischen Bauten häufig als Gestaltungselement verwendet.
In den meisten Fällen gibt es auch einen sogenannten Portikus, d.h. eine Galerie, deren Dach oder Gewölbe von Säulen oder einer Arkade getragen wird.
Diese Stilelemente sind z.B. am Weißen Haus in Washington D.C. zu sehen. Die Bauzeit erstreckt sich nach der Klassifikation von 1770 bis 1840.
Vorbild für die klassizistische Architektur waren vor allem die griechischen Tempel der Antike. In dieser Zeit drückte sich in der Architektur der Wunsch nach Monumentalität, Prunk und Größe aus.
Der von Säulen getragene Kuppelbau war sehr beliebt. Auch die klassischen Grundformen wie Dreiecke, Kreise, Säulen und Quadrate wurden vermehrt verwendet.
7. Historistische Architektur
Der Historismus, auch Romantik genannt, der sich vor allem im 19. und frühen 20. Jahrhundert entwickelte, konzentrierte sich ganz auf die Wiederherstellung der Architektur der Vergangenheit.
Es ging um die Nachahmung von Baustilen anderer Epochen und die Übernahme bestimmter kultureller Merkmale des jeweiligen Jahrhunderts, während die eklektische Architektur sich der Mischung von Stilen widmete, um etwas Neues zu schaffen.
Wie der Neoklassizismus ließ sich auch der Historismus von früheren architektonischen Epochen inspirieren.
Innerhalb des Historismus lassen sich zahlreiche stilistische Unterformen beobachten:
- Neoromanik
- Neugotik
- Neo-Byzantinismus
- Neobarock
Die Bautechnik hängt manchmal von der Funktion des Gebäudes ab.
So findet man häufig Kirchen im gotischen Stil, während z.B. Stadthäuser eher der Renaissance und repräsentative Bauten überwiegend dem Barock zuzuordnen sind.
Heute lassen sich viele Gebäude der Stilepoche des Historismus zuordnen, was auch auf den starken Bauboom dieser Epoche, ausgelöst durch die industrielle Revolution, zurückzuführen ist.
8. Architektur des Jugendstils
In der Architekturgeschichte entstand der Jugendstil an der Wende vom 19. zum 20.
Der Stil ist auch unter den Bezeichnungen Jugendstil, Sezessionsstil oder Moderner Stil bekannt.
Dabei ist jedoch zu beachten, dass der Jugendstil ursprünglich keine eigenständige Stilrichtung war, sondern sich die heutige Bezeichnung aus mehreren Stilrichtungen entwickelt hat.
Der Jugendstil ist von der Natur inspiriert und zeichnet sich durch geschwungene, skulpturale und organische Formen, Bögen, geschwungene Linien und sinnliche Ornamente aus.
Aufwändige Mosaikarbeiten, buntes und geschwungenes Glas sowie schmiedeeiserne Verzierungen zieren die Innen- und Außenräume der Gebäude.
Gemeinsam war den verschiedenen Stilen vor allem die Abkehr vom bis dahin vorherrschenden Historismus.
Zu den Merkmalen des Jugendstils gehören:
- Häufige Motive sind stilisierte Darstellungen von Blättern, Blumen, Weinreben, Insekten, Tieren und anderen Naturelementen.
- Figuren
- gewundene, skulpturale und organische Formen, Bögen, geschwungene Linien und sinnliche Ornamente.
- Verzicht auf Symmetrie
- Gestaltung nach dem Motto „Kunst und Leben“.
Es ist jedoch zu beachten, dass aufgrund der unterschiedlichen Stile nicht alle Merkmale gemeinsam auftreten müssen.
9. Architektur Klassische Moderne
Um 1900 begann mit Expressionismus, Futurismus und Kubismus die Phase der klassischen Moderne.
Die Bauten der modernen Architektur orientierten sich an Vernunft, Logik und reiner Funktionalität.
Auf repräsentative Details und auffällige Ornamentik wurde verzichtet.
Die verwendeten Materialien sind industriell gefertigte Baustoffe.
Die Merkmale der klassischen Moderne sind
- Funktionalität
- keine Ornamentik
- offene, funktionale und fließende Raumaufteilung
- exponierte Struktur
- Verwendung moderner Materialien wie Stahlbeton, Glas und Stahl
- innovativer Umgang mit traditionellen Materialien
- offene Grundrisse
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